Kreuzfahrt-Entertainerin aus dem Nordwesten: „Was kommt, geht auch wieder“
Die aktuelle LUV&LEE stellt in einem Special die NORDSTERNE 2020 vor. Menschen, mit einer besonderen Leidenschaft oder einem besonderen Beruf, für die das Jahr besonders herausfordernd war. Heute erzählt Kiona Ihmels, eine Entertainerin aus Grabstede, die sonst auf Kreuzfahrtschiffen arbeitet, wie sie die durch Corona ausgelöste Kreuzfahrtkrise erlebt.
Sie liebt die Bühne und sie liebt es, Menschen zu unterhalten – am liebsten auf einem Kreuzfahrtschiff. Kiona Ihmels aus Grabstede bei Varel fährt seit fast 30 Jahren zur See. Die Schiffe des Bonner Reiseveranstalters Phoenix Reisen sind normalerweise einen Großteil des Jahres das Zuhause von Kiona. In diesem Sommer jedoch war alles anders. Die Corona-Pandemie stürzte die Kreuzfahrt in eine bisher beispiellose Krise, die zwischenzeitlich sogar dazu führte, dass „ihr Schiff“ die Flotte verließ. Die übrigen Schiffe liegen immer noch auf, Kiona Ihmels war mitten in der Saison in ihrer Heimat.
„Nach Feierabend habe ich vom Strand aus am Horizont die Kreuzfahrtschiffe gesehen und hatte irgendwann dieses Gefühl der Sehnsucht nach der Arbeit auf einem Schiff.“ – Kiona Ihmels
Seit über 25 Jahren arbeitet Kiona Ihmels auf Kreuzfahrtschiffen. Begonnen hat alles auf der „Calypso“, einem Schiff, das früher zur Reederei Transocean gehörte. Zuvor hatte Kiona, wie sie einfach nur genannt werden möchte, ein halbes Jahr als Animateurin in einem Ferienclub auf Kreta gearbeitet. „Nach Feierabend habe ich vom Strand aus am Horizont die Kreuzfahrtschiffe gesehen und hatte irgendwann dieses Gefühl der Sehnsucht nach der Arbeit auf einem Schiff“, erinnert sie sich.
Bekannt aus TV-Doku-Soap „Verrückt nach Meer“
Nach dem Einstieg 1995 auf der „Calypso“ von Transocean arbeitet Kiona nun für Phoenix Reisen – unter anderem auf den Schiffen „Albatros“ und „Artania“. Durch die TV-Doku-Soap „Verrückt nach Meer“ ist sie sogar immer wieder bundesweit im Fernsehen zu sehen.
Die gelernte Krankenschwester und Wirtschaftskorrespondentin hat den Schritt auf das Schiff nie bereut. „Die Kombination macht es allerdings auch aus“, sagt Kiona. Seit 2011 ist sie selbstständig, hat ihre eigene Event- und Coaching-Agentur. Seitdem fährt sie nur ein paar Reisen im Jahr. Im Winter ist sie nie unterwegs, arbeitet in der Heimat als Entertainerin und als Entspannungstrainerin. „Ich war damals nur etwa bis zu drei Wochen im Jahr zu Hause und habe mir irgendwann gedacht, dass ich das, was ich an Bord mache, auch an Land machen kann“, sagt Kiona. Sie hat eigene Shows und Programme entwickelt und ist damit deutschlandweit unterwegs.
Seit März steht die weltweite Kreuzfahrt wegen der Corona-Pandemie nahezu still, auch Veranstaltungen gibt es nicht. Wegen der internationalen Reisebeschränkungen liegen die Kreuzfahrtschiffe beschäftigungslos auf – auch die Schiffe von Phoenix Reisen. Kiona Ihmels wäre für mehrere Kreuzfahrten an Bord der „Albatros“ gewesen. Nun hat sie das Jahr zu Hause in Grabstede verbracht. Sie lebt bei ihrer Familie und sehnt sich noch immer nach dem Schiff. „Ihr Schiff“ gibt es aber mittlerweile nicht mehr: Phoenix Reisen musste wegen der langen Zeit ohne Buchungen reagieren und hat zwischenzeitlich aus wirtschaftlichen Gründen die „Albatros“, das älteste Schiff der Flotte, verkauft. Mitte Oktober legte die „Albatros“ für immer in Bremerhaven ab. In Ägypten wird sie ein Hotelschiff. Viele Mitarbeiter von Phoenix Reisen, aber auch langjährige Passagiere waren in Bremerhaven dabei, um das Kultschiff zu verabschieden- Kiona nicht. „Ich hätte das emotional nicht ausgehalten. Ich habe das Schiff 2004, als es zu Phoenix kam, sogar mit in Dienst gestellt und habe es geliebt – und liebe es noch immer. Mir tut es sehr weh“, sagt sie.
Achtes Kreuzfahrt-Buch ist in der Corona-Zeit entstanden
Beschäftigungslos war die Kreuzfahrt-Entertainerin aber 2020 nicht. Kiona war gerade dabei, ein neues Buch über Kreuzfahrten, mittlerweile ihr achtes, zu schreiben, als die Nachrichten über die geschlossenen Häfen für Kreuzfahrtschiffe im Frühjahr durch die Medien gingen. „Das Buchprojekt habe ich dann erstmal unterbrochen, weil das Thema einfach unpassend war und niemanden so richtig interessierte. Das Buch wird aber kommen.“ Plötzlich stand die Kreuzfahrt still. Ein bisher beispielloses Phänomen, das sich teilweise immer noch hält. Wie lange noch, ist bisher unklar.
„Es ist einfach ein einziger Albtraum“, sagt Kiona. Den Shutdown im Frühjahr hat sie in Grabstede verbracht, einem kleinen Dorf in der Gemeinde Bockhorn mit 1000 Einwohnern, etwa 13 Kilometer von Varel entfernt. „In Grabstede zu sitzen und über die Medien und von Freunden mitzubekommen, was da draußen in der Welt gerade abläuft, war unfassbar und unwirklich.“
Wie geht die lebenslustige Entertainerin mit dieser Krise, die sie beruflich selber getroffen hat, um? „Ich habe mich vor 25 Jahren auch zum Personal Coach und zur Yogatrainerin ausbilden lassen und nehme mir nun das, was ich selbst sonst vermittle, zu Herzen“, sagt Kiona Ihmels. Sie hat ein neues Entspannungsprogramm entwickelt.
Wirtschaftlich kann sich Kiona nach eigenen Angaben „über Wasser halten“. Durch viele Aufenthalte an Bord habe sie wenig ausgegeben und verfüge so über ein Polster. Mit Kollegen und der Reederei ist sie regelmäßig in Kontakt und hofft, dass sie bald wieder an Bord gehen kann.
Mehr Infos zu Projekten und Büchern von Kiona Ihmels unter www.kiona-net.de.
Gefällt Ihnen LUV&LEE? Dann LIKEN Sie uns auch auf Facebook!