Arbeit auf einer Intensivstation: „Weihnachten ist nebensächlich“

Die Corona-Pandemie beeinflusst das Leben der Menschen auf der ganzen Welt, bei Katrin Lager, Maximiliane Orfgen und Wilhelm Tallen zusätzlich den Arbeitsalltag. Die drei Papenburger sind Nordsterne aus der aktuellen Ausgabe von LUV und LEE. Sie arbeiten auf der Intensivstation des Papenburger Marien Hospitals und behandeln auch Corona-Patienten.

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„Wir haben Gesichter zu Corona und bekommen hautnah mit, was das Virus mit den Menschen anrichtet, wenn sie auf der Intensivstation beatmet werden müssen, weil die Lunge stark angegriffen ist“, sagt Maximiliane Orfgen. Die 28-Jährige weiß nicht nur wegen ihrer Arbeit als Gesundheitskrankenpflegerin, wie wichtig es in diesen Zeiten ist, die Kontakte zu anderen Menschen zu reduzieren. „Das ist nicht schön, aber es ist nötig.“ Wie auch ihre Kollegen ist die junge Frau bei der Arbeit auf der Intensivstation, auf der zu dem Zeitpunkt, als dieser Artikel produziert wurde, zwei Covid-Patienten behandelt wurden, bestmöglich geschützt.

Getragen werden ein Schutzkittel, eine Haube, eine sogenannte FFP-3-Mund-Nasen-Maske, Schutzbrille und Visier. Einmal wöchentlich unterziehen sich die Fachkräfte einem Corona-Schnelltest. „Die Sicherheit aller Mitarbeiter hat oberste Priorität“, sagt Wilhelm Tallen. Er leitet die Intensivstation.

Hier ist der "Patient" nur eine Puppe: Wilhelm Tallen, Katrin Lager und Maximiliane Orfgen (von links) kümmern sich um Intensivpatienten. Foto: Denise Kiesow, Marien Hospital
Hier ist der „Patient“ nur eine Puppe: Wilhelm Tallen, Katrin Lager und Maximiliane Orfgen (von links) kümmern sich um Intensivpatienten. Foto: Denise Kiesow, Marien Hospital

Corona-Patienten „mit der Ungewissheit, was das Virus mit ihnen macht, allein“

Die Schutzkleidung hat für die Pfleger aber auch unangenehme Folgen. „Einige klagen schon über Kopfschmerzen, schnellere Ermüdung und auch über allergische Reaktionen durch das Tragen der Masken“, sagt Tallen. Seine Kollegin Katrin Lager hat „Respekt, keine Angst“ vor Corona und bedauert alle Patienten, die durch die Besuchseinschränkungen im Krankenhaus von ihren Angehörigen getrennt sind. „Bei Corona- Patienten ist es allerdings noch schlimmer. Sie sind mit der Ungewissheit, was das Virus mit ihnen macht, allein“, sagt die dreifache Mutter. Im privaten Umfeld wird Lager auch hin und wieder von Bekannten angesprochen, „die sich vorsichtig nach den Auswirkungen von Corona erkundigen, weil sie Vorerkrankungen haben.“

Sie selbst sei noch vorsichtiger und achte speziell bei ihren Kindern verstärkt auf Hygiene. Bei ihrer Arbeit fühlt sie sich durch die Schutzkleidung gut geschützt, freut sich aber auf besondere Weise auf den Feierabend: „Dann ist es das Schönste, draußen ohne Maske tief durchatmen zu können.“

Die drei Papenburger bekommen im privaten Umfeld viel Zuspruch für ihre Arbeit in der Ausnahmesituation, aber Katrin Lager stellt klar: „Auch wenn wir natürlich jetzt unter besonderen Umständen arbeiten, so liebe ich meine Arbeit, würde den Job immer wieder tun. Es ist für mich eine Berufung, den Menschen zu helfen.“

2020 war anstrengend und herausfordernd

Gerade in diesen besonderen Zeiten nimmt Maximiliane Orfgen auch immer die Gelegenheit wahr, sich nach dem seelischen Befinden der Patienten zu erkundigen. „Wir müssen uns jetzt, wo kein Besuch von Angehörigen möglich ist, auch einmal ans Bett setzen und ein paar persönliche Worte wechseln. Es ist jetzt nun mal so, dass wir als Pflegepersonal viel auffangen müssen; aber das ist auch wichtig.“

Auch untereinander reden die Teammitglieder der Intensivstation viel miteinander. „Das ist wichtig, denn jedem ist klar, wie sehr jeder Einzelne von uns gebraucht wird.“  Die mediale Aufmerksamkeit rund um Corona verstehen Tallen, Lager und Orfgen nur bedingt. „Das ist schon manchmal anstrengend. Es gibt nicht nur beruflich für uns kein anderes Thema, Corona bestimmt das Jahr“, sagt Wilhelm Tallen.

Das Jahr 2020 war durch die Pandemie anstrengend und herausfordernd für die Gesundheitspflegefachkräfte, ruhiger wird es jetzt zur Weihnachtszeit aber nicht. „Der Dienstplan steht, Weihnachten ist da nebensächlich. Wichtig ist eine gute Versorgung für unsere Patienten“, sagt Tallen. Das Thema „Corona“ werde weiter den Alltag bestimmen und viel Raum einnehmen, wenn es nicht innerhalb des nächsten halben Jahres mehr neue Erkenntnisse zur Bekämpfung des Virus gebe. „Das Tückische ist, dass es einfach kein klares Szenario gibt, wie sich der Zustand der Patienten verändert. Es gibt auch ältere Patienten, die keinerlei Symptome haben und topfit sind.“ Deswegen müssten er und seine Kollegen wachsam sein und mit größtmöglichem Schutz weiter Tag und Nacht für die Patienten da sein.

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