Eine Nacht ins Ostfrieslands erstem Tiny House
LUV und LEE, das Lifestylemagazin für den Nordwesten, hat für die aktuelle Ausgabe das erste Tiny House Ostfrieslands in Carolinensiel-Harlesiel getestet. Ein Tag und eine Nach, wie ein großer Urlaub!
Rot, Orange, Hellblau, Dunkelblau: Wer im Tiny House auf dem Campingplatz in Harlesiel nach dem Sonnenuntergang hinausschaut und die Farben des Himmels über dem Wattenmeer auseinanderhalten möchte, hat viel zu tun. Egal, denn man kann stundenlang, eigentlich die ganze Nacht vor dem großen Panoramafenster sitzen und hinaus in die Weite blicken.
Das Tiny House ist die Antwort von der ostfriesischen Nordseeküste auf den Glamping-Trend: kein Camping in Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil, keine morgendliche Dusche im Sanitärgebäude. Das Tiny House ist ein echter Geheimtipp für die, die zu zweit etwas Besonderes in außergewöhnlichem Ambiente erleben möchten.
20 Quadratmeter Wohnfläche am äußersten Ende des Campingplatzes
20 Quadratmeter Wohnfläche hat das Holzhaus auf Rädern, das am äußersten Ende des Campingplatzes direkt an einem Priel steht. Rechts und links stehen Wohnwagen von Dauercampern. Bisher gibt es hier in Harlesiel nur das eine Tiny House, das ab 125 Euro pro Nacht bei einer Mindestaufenthaltsdauer von zwei Nächten buchbar ist. Nach Angaben von Produktmanager Kjell Wollmann vom Hamburger Start-up-Unternehmen Green Tiny Houses sollen in den nächsten Jahren noch drei weitere Tiny Houses auf dem Campingplatz in Harlesiel aufgestellt werden.
Unsere Testübernachtung steht unter guten Vorzeichen; denn das Wetter ist perfekt, als wir an der Campingplatzrezeption einchecken. Mit dem Auto können wir direkt bis vor das Tiny House vorfahren. Auf den ersten Blick erinnert es von außen ein bisschen an Peter Lustigs Bauwagen aus „Löwenzahn“, wobei man natürlich Lustigs rollendes Häuschen mit dem modernen Tiny House überhaupt nicht vergleichen kann. Im Inneren zeigt sich, wie modern und stylisch Holz sein kann. Intelligent durchdacht, mit viel Stauraum und nordisch-kühler Einrichtung präsentiert sich unsere Unterkunft.
Highlights sind die gemütliche Kuschelecke vor dem Panoramafenster und das Doppelbett direkt unter dem Dach, das von einem großen Dachfenster mit Jalousie überragt wird. Die Küche ist absolut ausreichend für einen Wochenendtrip. Hier sollen ja schließlich keine aufwendigen Menüs gezaubert werden und der zweiflammige Gasherd reicht auf jeden Fall. Auch der Kühlschrank bietet ausreichend Platz für Antipasti, Marmelade, Käse, die Flasche Sekt oder Wein oder das kühle Bier für den Sundowner mit Blick über die Salzwiesen.
20 Minuten zu Fuß zwischen Carolinensiel und Harlesiel
Den Nachmittag verbringen wir mit einem ausgedehnten Spaziergang ins benachbarte Carolinensiel mit seinem idyllischen Museumshafen. Nach einem Snack im stylischen Café „Heimathafen“ geht’s zurück in Richtung Harlesiel. Etwa 20 Minuten laufen wir von Ort zu Ort.
Nach dem Abendessen zieht es uns noch einmal ans Meer, auch oder gerade weil die Ebbe den so typischen Geruch des Schlicks preisgibt. Die Sonne geht langsam unter und taucht das Watt zwischen Harlesiel, Spiekeroog und Wangerooge am Horizont in ein magisches goldenes Licht. Auf der Veranda versuchen wir zu lesen – so richtig gelingt es uns nicht; denn die Natur mit den vielen Tieren und dieser ganz besonderen Geräuschkulisse von verschiedenen Vogelstimmen ist einfach zu faszinierend. Irgendwann wird es kühl und wir ziehen uns zurück auf die gemütliche Matratze mit den weichen Kissen vor der Panoramascheibe des Tiny Houses. Ganz dunkel wird es zu dieser Jahreszeit nicht wirklich und so ist es schon weit nach Mitternacht, als wir die Treppe zu unserem Bett hinaufklettern. Hier wird deutlich: Barrierefrei ist das Tiny House eben nicht und auch, wer nicht ins Bett „klettern“ möchte, schläft entweder vor dem großen Fenster, das sich nicht verdunkeln lässt – oder nimmt eben doch Pension oder Hotel.
Eine Nacht „open-air“
Über uns befindet sich ein großes Dachfenster, das mit einer elektrischen Jalousie zu verdunkeln, aber auch großzügig zu öffnen ist. In dieser lauen Nacht öffnen wir es, liegen auf den bequemen, nicht zu weichen Matratzen und blicken in den Sternenhimmel. Hin und wieder hören wir noch einen Austernfischer oder eine Möwe, der Wind weht in leichten Böen über das Tiny House hinweg und irgendwann schlafen wir, open-air sozusagen, ein.
Das Tiny House in Harlesiel ist der perfekte Ankerplatz, beispielsweise für ein Wochenende, für alle, die im Einklang mit der Natur und der unvergleichlichen Atmosphäre des Wattenmeeres eine Auszeit brauchen oder sich einfach etwas Besonderes gönnen wollen. Diese 48 Stunden haben sich für uns wie ein großer Urlaub angefühlt.
GUT ZU WISSEN:
Geschaffen von einem Tischler aus Schleswig-Holstein, werden die kleinen besonderen Ferienhäuser vom Hamburger Unternehmen Green Tiny Houses bisher von Tourismusdestinationen im Herzogtum-Lauenburg am Salemer See in Schleswig-Holstein, im Wangerland und in Carolinensiel-Harlesiel vermarktet. Bis zum Ende des Jahres sollen insgesamt zehn Tiny Houses von den Alpen bis zur Küste an besonderen Orten in der Natur stehen. Hinter der Idee des Unternehmens steht ein komplett ökologisches und nachhaltiges Wohnkonzept. So sind die Außenwände aus Holz ohne chemisch-giftige Lacke, die Dämmung ist aus getrocknetem Seegras und geduscht wird in der eingebauten Astronautendusche, die Wasser in Echtzeit aufbereitet und dabei bis zu 90 Prozent Wasser und 80 Prozent Energie spart. Ein Pflanzensystem mit Bogenhanf sorgt für gesunde Raumluft.
Die aktuelle Ausgabe von LUV&LEE gibt es HIER
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