LUV und LEE Interview: Innenstädte ohne Weihnachtszauber?
Die Corona-Pandemie hat den Einzelhandel vor große Herausforderungen gestellt. Zunächst mussten sich Kaufleute und Gastronomen auf die Hygienevorschriften einstellen, dann kamen durch den Lockdown Umsatzeinbußen. Jetzt dürfte der Verlauf des Weihnachtsgeschäftes mehr als ungewiss sein. Welche Unterstützung kommt in diesen Zeiten von den Kommunen, gibt es Alternativen zum klassischen Weihnachtsmarkt in der Innenstadt? LUV&LEE für die aktuelle Ausgabe hat mit den Citymanagerinnen aus Papenburg und Emden gesprochen.
Sowohl in der Fehnstadt Papenburg als auch in der Seehafenstadt Emden sind die Citymanagerinnen noch recht frisch im Amt. Sabine Pinkernell hat in Papenburg im April ihre Arbeit aufgenommen, Martje Merten ist seit Februar vergangenen Jahres in ihrer Aufgabe tätig. Beide Frauen wollen den Einzelhandel und die Innenstädte stärken.
LUV&LEE hat beiden Frauen die gleichen Fragen gestellt:
LUV&LEE: Wie kann das Citymanagement in diesen besonderen Zeiten den Handel ankurbeln?
Sabine Pinkernell: Aktuell ist es wichtig, dass der Handel online und offline sichtbar und attraktiv bleibt und vor allem flexibel auf die pandemiebedingten Situationen reagiert, zum Beispiel durch Onlinepräsenz und Lieferdienste.
Martje Merten: Wir versuchen z. B., über die Aktion „Emders shoppen to huus“ Aufmerksamkeit für den Handel zu generieren und die Kunden gezielt auf die Angebote des Einzelhandels aufmerksam zu machen. Es ist wichtig, den Kunden zu vermitteln: „Wir sind weiterhin für euch da“ und „Bei uns könnt ihr sicher einkaufen“. Zudem wollen wir in der Vorweihnachtszeit noch über das Instrument unseres Stadtgutscheins gezielt den Konsum fördern, da sind wir im Moment in der Vorbereitung.
Inwiefern unterstützt das Citymanagement den Einzelhandel bei der Entwicklung von verkaufsfördernden Maßnahmen?
Sabine Pinkernell: Allgemein in der Koordination und Förderung von Austausch und Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure, aktuell insbesondere mit den Werbegruppen und Weihnachtsmarktvereinen. Im Detail durch Initiierung und/oder Unterstützung verschiedener Aktionen vor Ort und online wie die Lichtermeile am Hauptkanal, eine Stiefelaktion mit Kindergärten oder gemeinsame Mottowochen in der Vorweihnachtszeit auf den Social-Media-Kanälen ,Papenburg.jetzt‘ auf Instagram und Facebook.
Martje Merten: Ich begleite den Prozess von der Idee bis zur Umsetzung. Dabei koordinieren wir die Ansprache, Abstimmung und Verteilung vor Ort. Die Aktionen werden natürlich immer mit dem lokalen Handel entwickelt; das sind unsere Experten, die stehen jeden Tag im Laden. Die Händler kennen ihre Kunden am besten und wissen, was sie anspricht. Aber wer von morgens bis abends im Verkauf steht, der kann nicht noch zeitgleich alle Aktionen organisieren. Deshalb bauen wir zur Zeit Strukturen auf, die eine Unterstützung noch besser leisten und die Stadt als Ganzes vermarkten können.
Wird in der Papenburger Innenstadt zur Vorweihnachtszeit eine weihnachtliche Atmosphäre herrschen? Gibt es Alternativen zur Lichtermeile, wie vereinzelte Verkaufsbuden oder verlängerte Öffnungszeiten und besondere Verkaufsaktionen?
Sabine Pinkernell: Aktuell planen wir innerhalb der Projektgruppe die Lichtermeile am Hauptkanal zwischen dem 3. und dem 13. Dezember mit der Illumination von Brücken, Schiffen und Fassaden sowie weihnachtlicher Musik. In diesem Zeitraum werden die Geschäfte ihre Öffnungszeiten donnerstags bis samstags voraussichtlich auf 20 Uhr erweitern, um ein entspanntes Weihnachtsshopping zu ermöglichen. Aktuell (zum Redaktionsschluss 25. 11.) scheint es sehr unwahrscheinlich, dass die etwa 35 Buden der Hobbykünstler und Vereine im Dezember entlang des Hauptkanals aufgestellt werden dürfen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es seitens des Landkreises Emsland nicht erlaubt. Wir warten noch anhand der Entwicklungen der nächsten Woche ab, ob sich die Lage ggf. ändert. Parallel bereiten wir jedoch auf den Social-Media-Kanälen Möglichkeiten vor, wie sich die Aussteller und Vereine online präsentieren können.
Gibt es Alternativen zum abgesagten Emder Engelkemarkt, die von der Stadt beziehungsweise vom Citymanagement mit initiiert werden? Gibt es in Emden vereinzelte Verkaufsbuden in der Innenstadt oder verlängerte Öffnungszeiten in der Vorweihnachtszeit?
Martje Merten: Wir arbeiten zurzeit intensiv an Alternativen für den Engelkemarkt und sind dort in der Abstimmung mit der Stadt, den Organisatoren und Geschäftsleuten. Wir werden in diesem Jahr vieles anders machen müssen und planen mit einer sehr ungewissen Situation. Für den Fall, dass wir dürfen, haben wir ein Konzept und werden auch Buden in der Innenstadt platzieren und so versuchen, ein bisschen Atmosphäre zu schaffen. Dazu kommen dann natürlich auch kleinere Aktionen im Handel und auch die erweiterten Öffnungszeiten an den Adventssamstagen. Für mehr Atmosphäre haben wir in diesem Jahr auch in Teilen mehr Dekoration und Beleuchtung geplant. Darüber hinaus arbeiten wir dort im Moment noch an einem richtigen Highlight, welches ganz bestimmt für ein wenig Aufhellung in diesen Zeiten sorgen wird.