Der Wald ist für viele von uns ein willkommener Rückzugsort, ein Ort der Ruhe und beliebtes Revier für Sport oder Spaziergänge- auch jetzt im Herbst. In der aktuellen Ausgabe von LUV und LEE berichten wir in einem Special über Orte für eine Herbst-Auszeit und haben dafür einen Mann getroffen, der an diesem Rückzugsort seinen Arbeitsplatz hat: Der Förster im Heseler Wald arbeitet dort, wo andere zur Ruhe kommen.
Was ist das eigentlich für ein Beruf? Wesentlich entspannter und mit weniger Stress als andere? LUV&LEE hat nachgefragt.
Der Regen prasselt auf das Dach aus Blättern, es liegt bereits bunt verfärbtes Laub auf dem weichen Boden. Ein Jogger läuft vorbei, der Blick schweift umher und landet bei einem herrschaftlichen Bauernhaus. Das Gebäude ist seit 1875 das Forsthaus des Heseler Waldes. Hier lebt und arbeitet Förster Gerd Dählmann seit 1990.
Neben dem Heseler Wald auf 520 Hektar betreut der gebürtige Wittmunder auch noch den Ihlower Wald im Landkreis Aurich mit 350 Hektar und weitere Waldstücke im Landkreis Cloppenburg und im Ammerland. „Ich habe einen Revierdurchmesser von 60 Kilometern zu betreuen und verbringe meine Zeit natürlich im Wald, aber auch im Auto und am Schreibtisch“, so der 63-Jährige. Dählmann arbeitet im Dienst der Niedersächsischen Landesforsten und ist für die Verwaltung und die nachhaltige Nutzung des Waldes zuständig. Dazu gehört auch das Geschäft mit dem Holz und die Betreuung der Schutzgebiete. „Unsere Wälder werden zu 10 Prozent bewirtschaftet, Schutzgebiete bilden den Rest. Diese Teile sind Naturwälder, die lediglich in ihrer Entwicklung beobachtet werden“, erklärt Dählmann.
Einst jüngster Förster im größten Waldgebiet Ostfrieslands
Er zog im Alter von 30 Jahren in das Forsthaus in Hesel ein und war seinerzeit der jüngste Förster des größten zusammenhängenden Waldgebietes Ostfrieslands. Eigentlich wollte Dählmann Wasserbau studieren, „weil das natürlich ein wichtiges Thema in unserer Region ist“, aber er sei an vielen Umweltthemen in seiner Jugend nicht vorbeigekommen. „Ich bin in der Umweltbewegung großgeworden und habe überlegt, wie ich meinen Beitrag für die Umwelt im beruflichen Alltag leisten kann“, erinnert sich Dählmann. Er habe nicht reden, sondern machen wollen. Seine Eltern waren Tierärzte und Jäger, so wurde er durch die Natur und durch die Tierwelt früh geprägt.
Für Gerd Dählmann gehören die Aufgaben des Försters noch immer zum Traumberuf. „Auch nach mehr als 25 Jahren liebe ich meine Tätigkeiten wie am Anfang. Ich sehe, wie der Wald meine Handschrift trägt und sich immer weiterentwickelt. Die Bedeutung des Waldes herauszustellen, ist mir nach wie vor sehr wichtig.“ Das gibt Dählmann auch dem Nachwuchs weiter. Er bildet angehende Förster aus.
In seinem Alltag trifft der Förster auch immer wieder auf die Menschen, die das Areal als Naherholungsgebiet nutzen. Der Heseler Wald wird von zahlreichen Wegen für Spaziergänger, Radfahrer, Jogger und Wanderer durchzogen. An mehreren Stellen im Wald befinden sich zudem Waldsofas zum „Waldbaden“: ein neuer Trend zum Stressabbau, über den LUV&LEE schon berichtete.
Im Dünengebiet des Waldes befindet sich ein Spielplatz, auf einem rund einen Kilometer langen Baumlehrpfad mit Informationstafeln werden den Besuchern die heimischen Bäume nähergebracht. Gerd Dählmann hat speziell zur Zeit der Corona-Lockdowns einen großen Ansturm auf die Natur unter den Baumkronen bemerkt. „Der Wald war fast überfüllt, aber im positiven Sinne. Selbst in der Woche sind unzählige Passanten hier direkt am Forsthaus vorbeigekommen, das gab es bis dato so nicht.“
Jeden Tag zu unterschiedlichen Zeiten im Wald
Dählmann betont, der Wald sei Gemeingut, er sei für alle da. „Wie überall ist es aber wichtig, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Gerade in der Zeit der Corona-Lockdowns war der Wald ein Ort der absoluten Entspannung. Die Leute haben doch genug mitgemacht und konnten sonst nirgendwo hin.“ Wer tief in die Natur eintauchen wolle, könne im Heseler Wald auch abseits der Wege durch das Grün streifen. „Wir haben hier in den meisten Gebieten kein Wegegebot, nur in den Naturschutzgebieten, wie im Ihlower Wald.“ Er habe öfter sogar Anfragen von Fotografen, wo und wie sie sich bewegen dürfen, wenn sie spezielle Naturszenen oder Tiere fotografieren wollen. „In solchen Fällen unterstützen wir auch sehr gerne“, betont der Förster.
Gerd Dählmann ist an jedem Tag zu unterschiedlichen Zeiten im Wald und kennt die Natur zu jeder Tageszeit. Und doch gibt es auch für ihn immer wieder besondere Momente. „Ich nehme mir auch ganz bewusst die Zeit, den Wald zu genießen. Neulich hatte ich eine stressige Woche und habe mich dann am Freitagabend ganz bewusst und entspannt auf den Hochsitz gesetzt, um zu jagen. Ich habe dort zwei Stunden gesessen und das war eine Möglichkeit, um meditativ herunterzukommen.“
Der Förster ist wohl einer von wenigen Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz Lieblingsplätze haben. „Eigentlich in jedem Wald. In Hesel ist es beispielsweise der höchste Punkt des Waldes mit 14,9 Metern über Normalnull. Dort stehen schöne alte Douglasien und das hat dort schon etwas Erhabenes. In Ihlow schaut man am Rande der Niederung, also am Waldrand, über das ursprüngliche Landschaftsbild Ostfrieslands. Das ist die klassische ostfriesische Weite am Rande eines Eichenwaldes. Ein sehr schöner Ort.“
LUV&LEE meint: Ganz ohne Sauna oder Wellness-Hotel kann jeder von uns in der Natur vor der Haustür einmal den Alltag vergessen und in die Natur eintauchen. Meditation und Erholung kann so einfach und im wahrsten Sinne des Wortes „naheliegend“ sein.
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