Die aktuelle LUV und LEE steht im Zeichen der Kulinarik. Heute sprechen wir mit einem Experten über die Wahl des richtigen Weines. Wo sollte er herkommen, wo bekomme ich die beste Qualität und woran erkenne ich das?

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So vielfältig, wie die Trauben sind, so groß ist auch das Angebot. Wein ist nicht gleich Wein, und wer sich mit der roten oder weißen Rebsorte nicht gut auskennt, weiß oft nicht, worauf zu achten ist und was der richtige Tropfen ist. LUV&LEE hat mit dem Leeraner Weinexperten und Geschäftsführer des Weinhandels I. W. Wolff, Jan Wolff, über Unterschiede und Mythen rund um den Wein gesprochen.

Jan Wolff ist Geschäftsführer des Leeraner Weinhandels I. W. Wolff. CA-Foto
Jan Wolff ist Geschäftsführer des Leeraner Weinhandels I. W. Wolff. CA-Foto

Deutschlands Weine und der Preis

Weinstöcke in der Abendsonne. Foto: ©mmphoto - stock.adobe.com
Weinstöcke in der Abendsonne. Foto: ©mmphoto – stock.adobe.com

In Deutschland gibt es rund 13 Weinanbaugebiete, die sich in ihrer Vielfalt und Qualität sehr deutlich voneinander unterscheiden. Während die Mosel bekannt ist für den Riesling und der Kaiserstuhl für den Spätburgunder steht, so kennt man den Grauburgunder oder den Regent aus der Pfalz. Das Anbaugebiet hat eine lange Tradition und ein vielfältiges Traubenangebot dank des milden Klimas. Mit 23.400 Hektar ist die Pfalz nach Rheinhessen das zweitgrößte Weinanbaugebiet in Deutschland. Aber auch hier gibt es deutliche Unterschiede in den Flaschenpreisen. Woher stammen die Differenzen? Die günstigsten Flaschen sind beim Discounter schon für unter zwei Euro zu finden, während die teureren Flaschen es oft auf 10 Euro und mehr bringen.

Jan Wolff, Chef der traditionsreichen Weinhandlung Wolff aus Leer, sagt: „Der größte Unterschied zwischen Handwerkswein und Massenware liegt in erster Linie in den Arbeitsschritten. Arbeitsintensive Schritte wie das Schneiden der Rebstöcke oder die Ernte per Hand sind sehr aufwendig. Bei Massenware wird die Ernte mit Hilfe von Maschinen durchgeführt und es können Trauben dabei sein, die bei Ernte überreif sind oder schon faulig.“ Darüber hinaus könnten heutzutage mehr Trauben von den verfügbaren Flächen gewonnen werden, wenn es eine optimale Züchtung gebe und der Weinberg es hergebe. „In starken Weinanbaugebieten wie Spanien und Italien wird beispielsweise oft mehr Wein produziert, sodass eine sogenannte Überproduktion stattfindet“, erklärt der Weinkenner.

Die Lieblingssorten der Deutschen sind der Grauburgunder und der Primitivo aus Italien. „Ein Qualitätsmerkmal bei Rotwein ist die Maischegärung. Massenware unterliegt in der Regel einer kürzeren Maischegärung. Bei diesem Prozess werden die Beeren zuerst vom Traubengerüst getrennt und dann ausgequetscht, damit ihr Saft austreten kann. Dieser Saft wird anschließend in offenen Behältern aus Holz, Beton und Stahl oder in Stahltanks vergoren.“

Die Italiener

Eines der beliebtesten Herkunftsländer für Wein ist hierzulande immer noch Italien. Oft stehen wir vor dem Regal und sehen an manchen italienischen Weinflaschen sogenannte DOC-Banderolen, die ein Qualitätsversprechen signalisieren sollen. Was steckt dahinter? „Die Banderolen sagen nicht viel über Massen- oder Qualitätsware aus. Sie zeigen aber deutlich, woher der Wein kommt und aus welcher Region die Trauben kommen“, erklärt Jan Wolff. „Zudem achten die Italiener darauf, wie viel Zucker die Traube zur Ernte hatte. Dies ergibt eine Prädikatsstufe. Weiterhin sind Mindestalkohol, die Rebsorte und das maschinelle Verfahren mit der Banderole geprüft worden. Sie ist also zumindest ein kleiner Indikator dafür, ob es sich um einen guten Wein handele oder nicht.“

Was taugt Biowein?

Immer mehr Weinflaschen tragen die Bezeichnung „Biowein“ oder „Bioqualität“. Wolff zufolge können Weintrinker davon ausgehen, dass die Rebstöcke wenig bis gar nicht gespritzt werden und der Wein frei von künstlichen Zusatzstoffen und chemischen Insektenschutzmitteln ist.

Entscheidungshilfen

Fest steht jedenfalls, dass zu einem guten Wein gutes Talent der Winzer, die Erfahrung und die Sorgfalt eine Rolle spielen. Nur ein aufwändiges Produktionsverfahren ist nicht der Schlüssel zum Erfolg und zur guten Sorte. Wer sich für guten Wein interessiert und bewusst in die Tiefe der verschiedenen Sorten einsteigen möchte, braucht Beratung. „Wir bieten den Vorteil, dass unsere Kunden den Wein bei uns verkosten und wir individuell beraten können. Freitags testen wir selbst und entscheiden, welche Weine wir ins Sortiment aufnehmen. Das bedeutet: Ich kenne meine Weine und die Winzer, die ihn produzieren“, erklärt Jan Wolff.

Wein vom Discounter

Was taugt der Wein aus dem Supermarkt? Foto: ©06photo - stock.adobe.com
Was taugt der Wein aus dem Supermarkt? Foto: ©06photo – stock.adobe.com

Deutschlands Lebensmitteldiscounter wie Lidl, Netto und Aldi kooperieren mittlerweile immer öfter mit angesehenen Winzern. „Das ist allerdings ein Thema, das bei vielen umstritten ist“, sagt Wolff. „Auch wenn die Einstiegspreise bei 6,99 Euro pro Flasche liegen. Die Winzer argumentieren, dass die Kooperationen zwischen Discountern und Winzern Käufer, die sonst nur den günstigen Wein getrunken haben, nun auch mal die bessere Rebsorte testen und somit auf den Geschmack gebracht werden sollen.“

Die Experten-Einordung

Die persönlichen Lieblingsweine von Jan Wolff sind unter dem Label "Jan Wolff - My Heroes" im Weinhandel Wolff erhältlich. CA-Foto
Die persönlichen Lieblingsweine von Jan Wolff sind unter dem Label „Jan Wolff – My Heroes“ im Weinhandel Wolff erhältlich. CA-Foto

„Hinter gutem Wein steckt gutes Handwerk und für mich ist ein Wein unter 4 Euro pro Flasche Massenware“, sagt Wolff. Wie in vielen Bereichen macht auch im Getränkefachhandel das „x-beliebige Online-Geschäft“ zunehmend Schwierigkeiten. „Per Mailing kommen vielfach Lockangebote zu den Verbrauchern. Wer Wert darauf liegt, guten Wein mit geklärter Herkunft zu trinken und sich mit einem guten Glas Wein bewusst Lebensqualität zu verschaffen, sollte sich im Fachhandel beraten lassen“, resümiert Jan Wolff.

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