Zu Gast in der guten Stube der Vögel auf Langeoog

Seit dieser Woche und noch bis zum 16. Oktober finden im gesamten Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer die „Zugvogeltage“ statt. Dann zeigt auf Langeoog auch Nationalpark-Ranger Jochen Runar Interessierten die „gute Stube der Vögel“ auf der Insel. Für das Inselspecial „Langeoog“ in der aktuellen LUV&LEE haben wir mit ihm gesprochen und uns einen besonderen Lebensraum angesehen.

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Mit dem Fahrrad ist es durch den Inselort und den Wald, der künstlich auf einem früheren Militärflughafen angelegt wurde, nicht weit in den wilden Teil von Langeoog. Hier sind Besucher mitten in der Natur – und im „Wohnzimmer“ vieler Zugvögel, die die Insel als Rast- und Brutplatz nutzen.

Nationalpark-Ranger Jochen Runar beobachtet die Vögel auf Langeoog. CA-Foto
Nationalpark-Ranger Jochen Runar beobachtet die Vögel auf Langeoog. CA-Foto

Durch das Dünengras geht es zu Fuß mit Nationalpark-Ranger Jochen Runar zur Aussichtsplattform im Flinthörn, im Südwesten der Insel. Der Name leitet sich aus den Begriffen „Flint“ (Feuerstein) und „Hörn“ (Fluthaken) ab. Seit Mitte der 1980er Jahre gehört das Flinthörn als Ruhezone zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. „Langeoog hat lange wunderschöne Strände, die die Menschen allesamt genießen können. Das hier ist der einzige Teil, der allein den Tieren gehört“, erklärt Runar.

Der Naturpfad Flinthörn hat seinen Ausgangspunkt an einer großen Stele. Entlang des Pfades können Besucher an einem der bedeutendsten Brut- und Rastgebiete verschiedener Wasser- und Greifvogelarten vorbeiwandern und sich nach etwa eineinhalb Kilometern auf der Aussichtsplattform mit Infotafeln der Naturbeobachtung widmen.

Das Salzwiesen- und Dünengebiet entstand mit der Zeit aus einer eigenständigen, sich anlagernden Sandplate. In historischen Aufzeichnungen ist davon die Rede, dass sich das Flinthörn nach einer Sturmflut im Winter 1825 bildete. Trümmer des auf der Nachbarinsel Baltrum zerstörten Inseldorfes wurden hier angespült, Sand lagerte sich ab und führte so zur Dünenbildung.

Bei einem Spaziergang am Flinthörn lässt sich die unberührte Natur Langeoogs genießen. adobe.stock.com-Foto
Bei einem Spaziergang am Flinthörn lässt sich die unberührte Natur Langeoogs genießen. adobe.stock.com-Foto

Heute ist die unberührte Landschaft ein bedeutendes Brut-, Rast- und Zugvogelgebiet für Wat- und Wasservögel, aber auch Greif- und Singvögel sind im Frühjahr und Herbst zu Gast. Sie rasten im Wattenmeer auf ihrem Weg zwischen der Arktis und dem Süden Afrikas. Tierische Stammgäste im Flinthörn sind Runar zufolge vor allem der Sandregenpfeifer und die Zwergseeschwalbe.

Die Zahl der Brutpaare pro Jahr geht jedoch kontinuierlich zurück. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich, weiß Runar: „Es kann daran liegen, dass den Vögeln auf dem Weg zu den Brutplätzen etwas zustößt, dann verändern sich kleine Bestände schnell sehr deutlich. Ein relativ kleiner Fehltritt eines Menschen in das geschützte Gebiet kann aber auch dazu führen, dass Vögel von diesem Gebiet Abstand für die Brut nehmen, weil sie sich gestört fühlen.“

Runar ist als Ranger unter anderem dafür verantwortlich, dass die Schutzzonen frei von Menschen bleiben. „Dadurch, dass die Grenze zum Schutzgebiet unmittelbar an der Wasserlinie verläuft, kann ich dort schwer einen Zaun ziehen, und so kommt es immer mal vor, dass sich Spaziergänger hierher verirren. Wenn ich sie dann anspreche und sie bitte, das Gebiet zu verlassen, sind die allermeisten sofort einsichtig“, sagt er.

Er ist seit sieben Jahren Ranger auf Langeoog und damit viel in der Natur der Insel unterwegs. „Ich war und bin immer gerne draußen und ich erfülle hier eine sinnvolle Tätigkeit. Das Artensterben ist ja keine Erfindung des Rangers oder des Nationalparks, es ist eine bittere Tatsache. Wenn man jetzt etwas dazu beiträgt, dass es verlangsamt oder an dem einen oder anderen Punkt aufgehalten wird, vollbringen wir hier eine sinnvolle und wichtige Arbeit.“

Auf dem schmalen Weg zum Aussichtspunkt Flinthörn sind an einigen Stellen selbsterklärende Tafeln zur Flora und Fauna auf der Insel aufgestellt. „Wir haben ja hier keinen starren Regeln, sondern eigentlich nur das Wegegebot in der Natur. Wenn die Menschen sich daran halten und ihren Hund an der Leine führen, ist schon ganz viel gewonnen“, verdeutlicht Runar, für den das Flinthörn zu seinen Lieblingsplätzen auf Langeoog gehört.

Ist auch bei den Zugvogeltagen für Besucher ansprechbar: Jochen Runar. CA-Foto
Ist auch bei den Zugvogeltagen für Besucher ansprechbar: Jochen Runar. CA-Foto

Wer Jochen Runar trifft, kann ihn meistens auch ansprechen. Der Experte steht bei Fragen Rede und Antwort und bietet auch Touren zu den Tieren an. Eine gute Gelegenheit dafür sind die Zugvogeltage, die in diesem Jahr vom 8. bis zum 16. Oktober im gesamten Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer stattfinden. Mit über 250 Veranstaltungen ist das Event eine gute Gelegenheit, den Vogelzug zu erleben und sich mit den besonderen Leistungen der Zugvögel und ihrem Anpassungsverhalten zu beschäftigen. Das Flinthörn auf Langeoog ist dafür eine besonders imposante „Bühne“ für die Tiere.

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